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Tasman Lake – historische Suppe am Mount Cook

Tasman Lake – historische Suppe am Mount Cook

von Neuigkeiten, Südinsel

Geschichte ist immer im Fluss, besagt eine alte Weisheit. Am Lake Tasman wird gefrorene Geschichte jedoch zu einer grauen historischen Suppe. Denn das Wasser vom stetig wachsenden Gletschersee Lake Tasman ist verdammt alt und nach der Farbe zu urteilen auch bereits etwas in die Jahre gekommen.
Noch Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrtausends haben sich an der Stelle des heutigen Tasman Lake nur einige Schmelzwasserseen befunden – in den danach folgenden zwanzig Jahren haben sich diese zu einem ansehnlichen See zusammengeschlossen.

Dieser ist nun über 7 km lang und 245 Meter tief – und er wächst unaufhörlich weiter. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass der größte Gletscher Neuseelands, der Tasman Glacier, immer weiter an Masse verliert. Im gleichen Tempo wie der See anwächst, schrumpft der immer noch mächtige Gletscher. Heute ist der Gletscher ca. 24 Kilometer lang, 3 Kilometer breit und teilweise 600 Meter hoch – wobei sich hier die verschiedenen Quellen nicht wirklich einig sind. Festhalten kann man jedoch, der Tasman Gletscher ist noch immer ein echtes Eisungetüm.

Und was hat das nun mit der historischen Suppe zu tun?

Die Gletscherzunge endet direkt im See, damit beschleunigt sich der Schmelzprozess noch. Das Wasser des Sees ist ungleich wärmer als der Gletscher selbst. Gerade im Sommer kalbt der Tasman Gletscher und lässt somit von Zeit zu Zeit kleine und größere Eisblöcke abbrechen. Diese treiben auf dem See herum, schmelzen, ändern die Form und werden dann zum begehrten Spielzeug für Touristen. Diese werden liebend gerne mit gelben Highspeed-Touristen-Motorbooten auf dem See herum gefahren.

Ein schmilzender Diamant in der Abendsonne.

Auf so einem gelben Boot haben wir uns auch befunden. Und auch wir durften die Hand ausstrecken und die gefrorenen Zeitzeugen berühren und festhalten. Worüber man sich in diesem Moment so gut wie keine Gedanken macht – das schwimmende Eis ist zwischen 300 – 500 Jahre alt. Schmilz so ein Stückchen Geschichte zwischen den eigenen Fingern, dann könnte das Eis sein, welches sich während des Dreißigjährigen Kriegs in Europa auf dem Tasman Gletscher gebildet hat. Oder das Eis hat den Aufstieg und Fall von Napoléon vom Mount Cook aus beobachten dürfen… wie auch immer – das dann doch irgendwie vergängliche Eis ist ein historischer Zeitzeuge.
Diese Geschichtsträchtigkeit verwässert jedoch schnell: Nach dem Abschmelzen in den Tasman Lake, fließt das Wasser langsam zum Überlauf am anderen Ende des Sees, wird zum Tasman River, vermählt sich mit dem Hooker River, der auf der gegenüberliegenden Seite des Bergmassivs entspringt, ergießt sich in den Lake Pukaki, treibt eine Wasserturbine an, fließt durch verschiedene Seen, wechselt mehrmals den Namen und mündet zum Schluss als Waitaki River oberhalb Oamarus in den Pazifik. Ein recht kurzer Lebenszyklus für so ein historisches Gletschereis.

Attraktionen am Tasman Lake

Der Weg zum Tasman Lake ist ganz einfach. Bevor man Aoraki/Mount Cook Village erreicht gibt es auf der SH 80 eine Abzweigung Richtung Tasman Lake. Nach ca. 7 km auf asphaltierter Straße erreicht man am Ende der Straße den Parkplatz. Von dort aus starten alle Wanderungen und Aktivitäten.

Blue Lakes

Mitte des 18. Jhd. als die Blue Lakes ihren Namen erhielten, war der Name Programm. Sie wurden direkt vom Tasman Gletscher gespeist und erhielten ihre türkisblaue Farbe durch den Abrieb der Steine. Heute ist der Gletscher ein Stück weiter entfernt. Die Seen erhalten kein frisches Gletscherwasser mehr, sondern nur noch wärmeres Regenwasser. Dadurch bilden sich verstärkt Algen, die das Wasser eher grün als blau färben. Eine Wanderungen hin- und zurück dauert ca. 40 Minuten. Die Badehose nicht vergessen – die Seen eigenen sich gut zum Schwimmen – das sagen zumindest die Reiseführer…

Tasman Glacier Lake

Sehr steil fallen die Wände ins Wasser – ein Überbleibsel als der Gletscher noch weit ins Landesinnere reichte.

Das grau-blaue Wasser des Tasman Lakes liegt inmitten eines großen Kraters, mit an den Seiten abfallenden Geröllhängen, das Überbleibsel des zurückgezogenen Gletschers. Die steilen Hänge sind teilweise über 100 Meter hoch und formen damit die Ränder des Sees. Das Wasser erhält seine dunkle Farbe durch die abgeriebenen Felsen und dem jahrzehntealten Schmutz, der sich auf dem Gletscher niedergelassen hat. Es gibt drei Möglichkeiten den See zu besuchen:

Es führen kleinere Wanderungen zum View-Point auf den Lake Tasman und zum Überlauf, wo aus dem Tasman Lake der Tasman River wird. Die Wanderung dauert ca. eine Stunde. Wer mehr Zeit investieren möchte, kann die Ball Hut Route nehmen (3-4 Stunden hin). Eine Übersicht über die verschiedenen Wanderungen stellt – wie immer das DOC bereit [→ Wanderungen im Aoraki/Mount Cook National Park.

Am Glentanner Park Centre Mount Cook können verschiedene Air Safaris gebucht werden – es stehen Flugzeuge und Helikopter zur Auswahl [→ Air Safaris

Mit dem Boot einmal über den Tasman Lake sausen. Diese doch recht teure Möglichkeit bietet [→ Glacier Explorers. Die knappe 2,5 Stunden Tour startet an The Hermitage im Aoraki Mount Cook Village. Per Bus geht es zum Car Park am Tasman Lake, von dort zu Fuß zum See und zur Anlegestelle der schnellen gelben Highspeed-Boote. Auf dem See selbst verbringt man ca. 45 -60 Minuten. Danach führt der Weg wieder zurück ins Dorf. Der Preis beträgt zur Zeit für Erwachsene 155 NZ$ – ca. 93,00 € und für Kinder 77,50 NZ$ – ca. 46,00 €.

Ein Ausflug zum [→Aoraki/Mount Cook National Park darf auf keiner Reiseplanung fehlen. Für Wanderer und Fotografen hat diese Region viel zu bieten – bei gutem Wetter lohnt sich ein längerer Aufenthalt. Den Boots-Ausflug auf dem Tasman Lake können wir dagegen nicht empfehlen. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt einfach nicht. Die 93,00 € kann man sich getrost sparen. So lustig die Fahrt in dem Boot auch war, es war definitiv ein teures Vergnügen.

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